GUTE PFLEGE IST NICHT BILLIG
Politisches Handeln für dieses gesamtgesellschaftliche Problem ist notwendig
Der demografischen Entwicklung, aber auch dem medizinischen Fortschritt geschuldet, kam es bereits in der Vergangenheit dazu, dass ein stetig steigender Bedarf an Pflegepersonal zu verzeichnen war. Diese Entwicklung wird sich bei der wachsenden Zahl an Pflegebedürftigen fortsetzen. Eine bedürfnisorientierte Versorgung der Pflegebedürftigen durch die knapp 1,7 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Pflegekräfte ist mit Blick auf die alternde Gesellschaft und unter Einbeziehung der in den nächsten Jahren aus dem Beruf scheidenden Pflegekräften nicht gewährleistet. Der deutlich bestehende Fachkräfteengpass wird sich verschärfen, weist auf eine fortwährende Mangelversorgung hin und lässt in naher Zukunft keine nennenswerte Entspannung dieser Engpässe erkennen.
https://nds.rosalux.de/publikation/id/46688/
______________________________________________________________________________________________________________
Der Verband Pflegestimme e. V. begrüßt die Entscheidung des Arbeitsgerichtes in Bonn. Seit Wochen streiken Pflegekräfte in NRW. Dagegen hatte die Uniklinik Bonn nun geklagt und ist gescheitert. Das Arbeitsgericht hat die Klage der Uniklinik Bonn abgewiesen.
https://www.tagesschau.de/regional/nordrheinwestfalen/wdr-story-48463.html
___________________________________________________________________________________________________________
https://www.altenpflege-online.net/
__________________________________________________________________________________________________________________
Schock für Niedersachsens Pflegekräfte
https://www.openpr.de/news/1226373/Schock-fuer-Niedersachsens-Pflegekraefte.html
_________________________________________________________________________________________________________________
Aufgaben einer Pflegeberufekammer
Übernahme von hoheitlichen Aufgaben, die das öffentliche Gemeinwesen Kraft öffentlichen Rechts erfüllt. Hoheitlich ist eine Tätigkeit dann, wenn sie aus der Staatsgewalt abgeleitet ist.
Wie werden die hoheitlichen Aufgaben in die Öffentlichkeit kommuniziert?
Unterschiedliche Kampagnen durch verschiedene Akteure sollen die Pflegekräfte erreichen. Diese können grob wie folgt eingeordnet werden:
Der Wertorientierte Slogan (vor allem Aufgrund der Emotionen):
- „Weil Mama es Wert ist…/…ist Pflege mehr Wert“
https://pflegeberufekammer-sh.de/
- „Ich erinnere mich für dich, wenn Du es nicht mehr kannst.
Wer bin ich? Die Pflege!“
- „Ich übernehme Verantwortung, damit du dich nicht Sorgen musst.
Wer bin ich? Die Pflege!“
https://www.pflegekammer-nrw.de/werichbindiepflege/
Der Differenzierungs-Slogan (dient der Differenzierung zur Konkurrenz):
Was unterscheidet meine Vereinigung von den anderen?
Viele Pflegefachkräfte fühlten sich durch die bestehenden Verbandsstrukturen nicht ausreichend repräsentiert und wünschten sich eine eigenverantwortliche Vertretung ihrer Interessen.
Sie wollen in Gesellschaft, Fachpolitik und Verwaltung Gehör finden und an den ihrer Tätigkeit betreffenden Entscheidungen aktiv mitwirken.
Der Ergebnisorientierte Slogan (hebt die guten Ergebnisse hervor):
- „Eine starke Stimme“
https://www.pflegekammer-rlp.de/index.php/startseite.html
- „Stark in Kammern“
https://www.pflegekammer-jetzt.de/index.php/startseite.html
- „Stark für die Pflege“
https://www.pflegekammer-jetzt.de/index.php/startseite.html
und weitere Slogan.
Der Zielgruppenorientierte Slogan (Hervorheben der Zielgruppe über den eigenen Verband):
- „Die Pflegenden wählen Ihre Pflegekammer in NRW“
Der “Markenbekanntheit“-Slogan (kann auch die Form eines kurzen, einprägsamen Satzes annehmen, den die Verbraucher unmittelbar mit dem Verband verknüpfen):
- „Das neue Wir“ Bundespflegekammer
https://bundespflegekammer.de/startseite.html
Bei genauerer Betrachtung kommt das Gefühl auf, dass auf Altruismus der Pflegefachkräfte gesetzt wird.
Der informative Slogan, was eine Pflegeberufekammer ist und leistet, wird nicht in den Vordergrund gestellt.
Weshalb wird heimlich und im Hintergrund agiert?
Weshalb wird nicht offen damit umgegangen?
Stehen die Nachteile einer Verkammerung dem Bewerben im Vorfeld entgegen?
Würden daraus Fragen entstehen oder offen legen, wer investiert und wer profitiert?
Was könnte noch infrage gestellt werden?
Fragen zur Pflichtmitgliedschaft; … zum Pflichtbeitrag; … zur Beitragshöhe; … zur Veränderung des Datenschutzes; … zu den bezahlten Ehrenämtern sowie weiterer Kosten (z. B. durch Fortbildungen)?
Wie werden die Beiträge festgesetzt?
Die Liste der Fragen wäre lang.
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, welche von der Verkammerung betroffen sind, stellen sich zu Recht die Frage, weshalb eine Pflegeberufekammer, die durch so viele Akteure im Gesundheitswesen wie ein Produkt in der Wirtschaft beworben wird.
Einige mögen bei diesen Kampagnen an das Model Homo oeconomicis oder an das KISS-Prinzip (Keep it Simple and Stupid) erinnert sein oder an die Modellvorstellung der Wirtschaftstheorie eines idealen, ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten denkenden und handelnden Menschen.
Ob diese oder ähnliche Modelle bei der Akzeptanz zur Pflegeberufekammer behilflich sind?
Kolleginnen und Kollegen, die sich im Vorfeld nicht darüber im Einzelnen informieren konnten, weil es einfach vor der Einrichtung der Pflegeberufekammer nur bedingt möglich war, haben also erst mit respektive nach Errichtung die Möglichkeit, sich zu informieren.
Im Vorfeld der Errichtung fand eine Umfrage statt, welche eine Pflegeberufekammer im Ergebnis befürwortete. Auch diese Umfragen werden von einigen kritisch gesehen. Wie und in welchem Ausmaß Kollegen informiert sind, könnte genauer gefragt werden.
Zwei Pflegeberufekammern (Niedersachsen und Schleswig-Holstein) werden abgewickelt.
Hier ist allerdings eine, man mag es zynisch betrachten, vorteilhafte Ungleichheit hergestellt.
Steuergelder der Bürgerinnen und Bürger wurden dafür ergebnisoffen ausgegeben. Für die jeweiligen Bundesländer bedeutet dies Kosten im Millionenbereich.
Da die Daseinsfürsorge im Gesundheitssektor auf ein gerade noch sozialverträgliches Minimum reduziert wurde, ist der Regelungsbedarf sehr umfangreich und unterliegt der Notwendigkeit, sich mit dem Fortschritt auseinanderzusetzen. Aber auch der gesellschaftliche Wandel und die wirtschaftlichen Möglichkeiten führen dazu, vorhandene Strukturen des Gesundheitswesens zu überdenken und gegebenenfalls zu verändern. Vor dem Hintergrund steigender Ausgaben im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen sowie Pflegekassen, die verschiedene Reformen initiierten, bedarf es einem nationalen Umdenken und politischer Aktionen.
Nachdem über viele Jahre die Versorgungsstrukturen anbieterzentriert ausgerichtet waren, findet zurzeit ein Umdenken hin zur Patientenzentrierung statt.
Es erfordert nicht nur viel Geld im Gesundheitswesen. Zahlreichen Menschen gibt es Arbeit, damit diese damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Identität und gesellschaftliche Stellung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer scheinen hier nur unter wirtschaftlichen Aspekten gesehen zu werden.
Entscheidungsarchitektur in der Form eines weichen Paternalismus?
Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Gesundheitswirtschaft, auf die eine Verkammerung abzielt, kommen gerade in einer Situation des sich zuspitzenden Pflegenotstands an.
Sind sie damit in eine Entscheidungsarchitektur gestellt, die den Pflegenotstand mit einer Verkammerung begründet?
Festzustellen ist, dass die Verkammerung der Pflegefachkräfte als bequemste und effektivste Lösung benannt wird.
Ist die Pflegeberufekammer erst mal implementiert, stellt sich die Frage:
Wird den Pflegefachkräften dann vermittelt, sie wüssten gar nicht, wo sie hinwollen und was ihre Ziele sind?
_____________________________________________________________________________________________________________
PFLEGEKRÄFTE SIND KEINE PFLEGESOLDATEN!
________________________________________________________________________________________________
Forderungen
- Gesundheit darf keine Ware sein! Hier ist dringend geboten, dass verbindliche Arbeitsschutzrichtlinien eingehalten werden, die uns und unsere Angehörigen (Kinder, Partner, Eltern, Großeltern) schützen
- Abschaffung der DRG Pauschalen!
- Sofortiger Stopp von Bundesweiten Krankenhausschließungen
- Eine bedarfsorientierte Personalbemessung als Schlüssel zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung und Schaffungen von Arbeitsbedingungen der Pflegenden, die nicht zu einer Überlastung und dem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Beruf führen
- Mit einer Pflegekammer sprechen die Pflegenden nicht mit einer Stimme. Deshalb fordern wir die Implementierung von Pflegekammern zu unterlassen. Auch auf Bundesebene, in Form einer Bundespflegekammer werden die Interessen der beruflich Pflegenden nicht adäquat durch die bisherigen Verbände vertreten. Pflege ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Eine höhere gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung ist überfällig. Mit den Debatten über die Einführung von Pflegekammern lenkt die Politik von ihrer eigenen Verantwortung ab. So kann sie untätig bleiben und suggerieren, mit einer Kammer dem Wunsch nach „mehr Anerkennung und Wertschätzung“ für die Pflege zu entsprechen.
- Verbindliche Schulungen im Umgang mit Covid19 und andere Infektionskrankheiten müssen bundesweit stattfinden. Schulungen auch für Nichtpflegepersonal.
- Finanzielle Wertschätzung über staatlich finanzierte Gefahren- und Belastungszulage für den täglichen Einsatz (mindestens 150 Euro).
- Eine vollständige Lohnsteuerentlastung für beruflich Pflegende während der Pandemie
- Verringerung und Vereinfachung der Dokumentation
- Verlässliche Kinderbetreuung im vertrauten Umfeld
- Eine funktionierende Versorgung aller Notfallpatienten muss von staatlicher Seite sicher gestellt werden. Obdachlose und Suchterkrankte sind auch Bestandteil dieser Gesellschaft. Welche Anlaufstellen sind geplant, um auch den schwachen der Gesellschaft Hilfe zukommen zu lassen?
- Psychologische Maßnahmen für Beschäftigte, Angehörige und Patienten müssen geschaffen werden
- Zusätzliches Personal zur Entlastung z. B. Reinigungspersonal, Stationsassistenten, therapeutisches Personal… einstellen. Keine fachfremden Tätigkeiten wie z. B. Reinigungsarbeiten und hauswirtschaftliche Tätigkeiten
- Kein „Just in Time“ Bestellungen. Vorräte müssen ausreichend vorhanden sein. Auch nach der Pandemie.
- Für Rheinland-Pfalz fordern wir die Beendigung der Zwangsmitgliedschaft in der Pflegekammer
- Keine Wiederaufnahme der Gespräche bezüglich einer Implementierung einer Pflegekammer in Baden-Württemberg
- Stopp des Errichtungsausschusses zur Implementierung einer Pflegekammer in Nordrhein–Westfalen. Wir fordern eine Urabstimmung! Gesetzgebungsverfahren zur Abwicklung.
- Tarifverträge über die Entlastung der Beschäftigten in der Pflege sollten flächendeckend eingeführt werden. Dieser beinhaltet Personalbesetzung als Grundlage der Belastungssteuerung und regelt den Belastungsausgleich. Auch regeln sie die Verbesserung der Ausbildungsqualität in den Pflegeberufen. Außerdem enthalten diese, Regelungen über einen Gesundheitsfond und die Bildung einer Kommission Entlastung. Eine Ausgliederungsbetriebliche Funktion besteht dann auch.
- Abschlagfreie Rente mit 60 Jahren für beruflich Pflegende
- Die Liste der Forderungen wird an den aktuellen Geschehnissen angepasst
Was ist zu tun in der Politik
- In der Pflege dominiert der betriebswirtschaftliche Nutzen. Ein Umdenken in der Politik, weg von der Betriebswirtschaftlichkeit in Richtung Gemeinnützigkeit wäre nicht nur im Interesse des Pflegepersonals sondern auch im Interesse der Patienten.
- Abschaffung der DRG Pauschalen!
- Das Pflegestärkungsgesetz hat zwar festgestellt, dass zu wenig qualifiziertes Personal zu finden ist. Hat dafür keine Lösungen gefunden. Um auch in Zukunft das dringend benötigte qualifizierte Personal zu finden, muss Pflegearbeit deutlich attraktiver werden. Löhne müssen in allen Bereichen der Pflege gleich und gut gezahlt werden.
- Fortbildung – von Hilfskräften zu Fachkräften und von Fachkräften zu Pflegeexperten auf bestimmten Gebieten – sollten unterstützt werden, um Aufstiegs- und Karrierewege in der Pflege zu eröffnen. Einer gewachsenen Verantwortung muss dann auch ein Plus in der Vergütung folgen.
- Eine verlässliche Dienstplangestaltung und Ausfallkonzepte sind entscheidende Themen für Pflegekräfte und bedeutend für die Attraktivität des Berufes.
- Erhöhte Tarifbindung sichert den Beschäftigten eine transparente Entlohnung und verlässliche Rahmenbedingungen.
- Mithilfe eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, basierend auf einer Analyse der Altersstruktur, können Einrichtungen den vielfältigen Belastungen entgegenwirken. Somit kann die Flucht in die Teilzeit verringert werden und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.
- Tarifvertrag – Es muss endlich Druck gemacht werden, dass Tarifverträge/ Entlastungstarifverträge durchgesetzt werden.
- Ausländische Arbeitskräften, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, benötigen berufsbegleitende Sprachlehrgänge. Diese müssen von der Arbeit freigestellt werden.
- Erweiterung der Liste der Berufskrankheiten(Long-COVID-Syndrom). Spätfolgen von Covid19 sind noch nicht ausreichend bekannt.
- Mitarbeitervertretungen sollten für Betriebe die Gesundheitswesen verpflichtend sein, sodass Arbeitnehmer eine Interessenvertretung gegenüber dem Arbeitgeber haben.
- Genaue Regelung, wann Dienstpläne verbindlich erstellt sein sollen und von der Mitarbeitervertretung geprüft sein müssen.
- Gewalt und Aggression gegen Pflegende sind gesundheitliche Schädigung und ggf. auch Straftaten. Verpflichtende Dienstvereinbarungen sollten zum Schutz der Beschäftigten getroffen werden. Dabei müssen Gefährdungen betriebsspezifisch ermittelt und beurteilt werden.
- Mitarbeiterdatenschutz, keine Datenweitergabe ohne Informationen an die betroffenen Mitarbeiter.
Situation in der Pflege ohne Covid19
Die seit Jahren reduzierte Personalbesetzung lässt häufig aufgrund von Überbelegung keine sichere Patientenversorgung mehr zu. Die Pflege zeigte stets eine hohe Bereitschaft, aus organisatorischen Notwendigkeiten, auch sehr kurzfristig, andere Dienste zu besetzen, um die Patientenversorgung sicherzustellen. Gesundheit und Pflege sollten schon lange als Topthema in der Politik wie in der Gesellschaft bezeichnet werden. Merkwürdig nur, dass trotz zahlloser Debatten über deren großer Bedeutung der Respekt bei den betroffenen Beschäftigten kaum ankommt. Der hohe Frauenanteil in der Pflege führt nicht nur durch den Schicht- und Wochenenddienst, sondern auch im privaten Bereich (Kinder, Partner, Haushalt) zu sehr hohen Belastungen. Die körperlichen und emotionalen Belastungen in der Pflege sind sehr hoch.
__________________________________________________________________________________________________
https://www.facebook.com/pflegestimme/
weiterführende Links
- Private Equity/Das Gesundheitswesen und die Renditejäger. Wie im Gesundheitssystem zum Leidwesen der Pflegekräfte Rendite generiert werden.
- OEINS aktuell im Interview mit Dagmar Latz
https://www.youtube.com/watch?v=tFmQuP8RXT8&feature=youtu.be
- Oeins aktuell vom 18.12.2020 im Interview mit der Vorsitzenden D. Latz.

- Radio Corax im Interview mit D. Latz.
Coronaprämie im Krankenhaus?
